Hüftprobleme sind ein weitverbreitetes Leiden und können die
Lebensqualität der Hunde oft erheblich einschränken. Die gute Nachricht ist
aber, dass man der Sache, je nach Befund, recht gut mit Muskelaufbau
entgegenwirken kann.
Landläufig denkt man bei HD ja meist an Rassehunde wie den
Schäferhund, bei dem die tiefe Hinterhand gewünscht ist oder auch an Moderassen, bei denen durch unsachgemäße Verpaarungen (zu kleiner Genpool usw.) Probleme entstehen. Es sind aber
mindestens genauso häufig die als gesund geltenden Mischlinge betroffen. So
auch in unserer aktuellen Junghundegruppe. Der kleine Spike ist in der vorderen
Hälfte eher der Terrier/Mops und in der hinteren Chihuahua. Diese einmalige
Mischung beschert ihm einen stabilen Körper aber recht dünne Hinterbeinchen.
Nach Lahmheit und einseitiger Belastung beim Sitzen, offenbarte das Röntgenbild
die HD. Sollten solche Probleme auch schon beim jungen Hund auftreten, ist
immer ein Tierarztbesuch angesagt, um die Ursachen abzuklären. Sollte einem der
Befund merkwürdig vorkommen, beispielsweise weil über Wochen nur von einer
Zerrung oder Wachstumsschmerzen gesprochen wird, sollte man sich nicht scheuen
eine zweite Meinung einzuholen.
Auch gesunde Hunde profitieren von Übungen für die Hinterhand
Die meisten Hunde bewegen beim Laufen ihre Hinterbeine
völlig unbewusst mit. Das soll jetzt nicht heißen, dass sie diese einfach
hinter sich herschleifen, sondern, dass sie oftmals kein gesondertes
Bewusstsein für die Hinterbeine haben. Das kann man bei unterschiedlichen
Gelegenheiten beobachten. Führt man den ungeübten Hund langsam über einen
Stangenparcours, so wird er mit den Vorderbeinen vorsichtig darübersteigen,
während er aber einige mit den Hinterbeinen herunterstreifen wird. Ein anderes
Beispiel, das wahrscheinlich jeder kennt, ist wenn man die Füße/Beine nach
einem Abenteuer im Matsch einmal abwäscht oder ausbürstet, lassen sich die
meisten Hunde das an den Vorderbeinen ganz gut gefallen, bei den Hinterbeinen
ist es ihnen aber unangenehm oder sie scheinen dort kitzelig zu sein. Ein
Beispiel, das ich nicht glauben würde, wenn ich nicht so ein Exemplar zu Hause
hätte, sind Hunde, die scheinbar nicht richtig schwimmen können. Nutzt der Hund
beim Schwimmen nämlich die Hinterbeine nicht, sinkt der hintere Teil ab und der
Hund geht irgendwann unter wildem Gestrampel mit den Vorderbeinen unter.
Die Vorteile einer trainierten Hinterhand sind vielfältig.
Neben dem besseren Schwimmen, können Hunde, die ihre Füße ganz bewusst getrennt
voneinander einsetzen können, sich sicherer in schwierigerem Gelände bewegen,
ohne abzurutschen oder umzuknicken.
Für den Hundesport ergeben sich sogar mehrere Vorteile. Zum
einen werden natürlich Hindernisse fehlerfreier bewältigt, zum anderen ist die
Hinterhand aber auch für eine gute Fußarbeit wichtig. Saubere Winkel und schöne
Wendungen sind nämlich gerade bei großen Hunden nur dann möglich, wenn der Hund
die Hinterbeine unabhängig von den Vorderbeinen setzt. Setzt der Hund die
Hinterhand bewusst ein, ergibt sich natürlich auch rein optisch ein schönerer,
raumgreifenderer Gang. Letzteres wird jede von euch, die mit Pferden zu tun hat
wissen. Und aus diesem Bereich kommt auch eine der Trainingsmöglichkeiten, die
ich vorstellen möchte.
Übungen für mehr Koordination und den Muskelaufbau der Hinterhand des Hundes
Für das Training der Hinterhand gibt es eine Vielzahl von
Möglichkeiten. Da müsste für jeden Geschmack etwas Passendes dabei sein.
Wichtig dabei ist nur, dass die Ausführung langsam und koordiniert erfolgt, da
es uns ja um den Muskelaufbau geht. Das ist wie im Training für Zweibeiner,
hier sind Kraftübungen ja auch nur dann sinnvoll, wenn sie sauber ausgeführt
werden und der Trainingseffekt ist umso höher, je langsamer ein Gewicht
gestemmt wird. Beim Trainingseffekt spielt selbstverständlich auch die
Regelmäßigkeit eine entscheidende Rolle. Die meisten dieser Übungen machen
natürlich eine Menge Spaß, darüber sollte aber nicht vergessen werden, dass es
für die Hunde auch Arbeit ist und zwar eine recht anstrengende. Also nicht zu
lange am Stück trainieren, sondern öfter mal kleine Übungssequenzen in den
Alltag integrieren.
Cavaletti bzw. Stangen:
Diese Möglichkeit hatten wir in verschiedenen Variationen in
der Stunde am Freitag aufgebaut. Wichtig dabei ist, dass man die Übungen ohne
Leckerli und nicht im Fuß ausführt, damit der Hund auch schauen kann wohin er läuft.
Als Varianten für zu Hause kann man alles Mögliche
verwenden, das man ausgelegt, damit der Hund darüber steigt. Zum Beispiel:
liegende Wasserflaschen, Brennholzscheite, umgedrehte Blumenkästen, eine am
Boden liegende Leiter, Äste, zusammengeklappte Bierbänke. Abstände, Höhe und
Materialien können natürlich variiert werden. Seid einfach kreativ beim
Parcoursbau, aber verwendet nichts, das die Hunde beim Umfallen erschrecken
könnte.
Seitwärtslaufen:
Beim Seitwärtslaufen ist der Einsatz von Leckerli wieder
erlaubt, da der Hund ja nicht groß schauen muss, wohin er läuft. Wie ihr am
Freitag gesehen habt, braucht es zunächst etwas Geduld, bis man seinem
Vierbeiner verständlich gemacht hat, worum es bei dieser Übung eigentlich geht.
Wichtig dabei ist, beide Seiten gleichermaßen zu trainieren, auch wenn eine Seite
in der Regel schwieriger ist. Falls keine Vorbelastung zu Grunde liegt, ist das
einfach wie bei uns Menschen mit den Links- und den Rechtshändern.
Und so funktioniert's, für all diejenigen, die die Stunde
verpasst haben:
Man braucht eine erhöhte, längliche Fläche (bei uns war das
eine zusammengeklappte Bierbank), auf die der Hund die Vorderpfoten stellt. Die
Hinterpfoten bleiben unten. Nun wir der Hund mit einem Leckerli an der Nase
seitwärts gelockt, während die Vorderpfoten oben auf der liegenden Bierbank und
die Hinterpfoten unten im Gras eingesetzt werden. Falls euer Hund den Aufbau
der Übung gar nicht versteht, könnt ihr auch einen Helfer bitten, den Hund am
Anfang zu unterstützen. Folgen die Hundenase und damit die Vorderbeine dem
Leckerli, hält der Helfer seine Hand an das äußere Hinterbein. Die Hand aber
nur an den Hundeschenkel legen, nicht schieben. Außerdem sollte der Helfer
darauf achten, den Hund, der gerade mit dem Leckerli an seiner Nase beschäftigt
ist, nicht zu erschrecken.
Interessant wird es auch hier, wenn man mit Materialien und
Höhen variiert. Man kann alles verwenden, was einem auf dem Gassi so begegnet
und was stabil genug ist. Spontan würden mir hier der Randstein oder auch ein
umgefallener Baum im Wald einfallen. Ich bin schon gespannt, was euch alles zu
diesem Thema begegnet.
Eine Abwandlung des Seitwärtsgehens ist der sog.
Elefantentrick, den wir in einer der kommenden Stunden vorstellen wollen.
Weitere Anregungen zum Training der Hinterhand:
- Rückwärtslaufen, dazu werden wir auch noch verschiedene Varianten zeigen
- Bergauflaufen, auch für des Zweibeiners Rückseite gut ,-)
- Schwimmen bzw. Wassertreten für die, die nicht schwimmen mögen oder können
- Klettern und über Hindernisse steigen (steigen – nicht springen!)
- Balancieren (bitte nur in niedriger Höhe)
- Hunde-Aerobic: Abwechselndes Üben von Sitz, Platz und Steh
Fotostrecke
Wer Lust hat, kann ja demnächst mal berichten, was alles zum
Parcoursbau zum Einsatz gekommen ist und wo man überall seitwärts gehen kann.
Falls ihr beim Training gerade ein Handy zur Hand habt, macht doch ein paar
Bilder, dann können wir hier für spätere Junghundegruppen eine Fotostrecke mit Anregungen
zusammenstellen.
Eure Julia
P.S. Ich bin fest davon überzeugt, dass es immer mehr als
einen Weg gibt, um ans Ziel zu kommen.