Sonntag, 21. Mai 2017

Wie, wo, was, warum BH?



Ständig hört der angehende Hundeführer Sätze wie „das muss man so für die BH“,  „in der BH darf man das aber auf keinen Fall“, „also, wenn du BH machen willst, musst du aber“.  Irgendwie scheint es auch jeder im Verein für selbstverständlich zu halten, dass man genau weiß, worum es dabei geht. Deshalb gibt es heute mal einen kleinen Crash-Kurs BH.

Wozu braucht man die BH?

Zuallererst ist die Begleithundeprüfung eine persönliche Motivation für regelmäßiges, zielgerichtetes Training mit dem Hund. 

Darüber hinaus ist die BH die Eingangsvoraussetzung für die meisten Hundesportarten der großen Verbände. Das heißt, dass man auf Turnieren nur dann starten kann, wenn die bestandene BH in der Leistungsurkunde vermerkt ist. Viele Vereine, das ist gerade auch beim Wechsel wichtig, sehen die BH auch als Voraussetzung, um in bestimmten Gruppen mittrainieren zu können, selbst wenn das Team keine Turnierambitionen hat. 
Zu den Sportarten, für die man eine BH braucht, zählen unter anderem: Agility, Fährtenarbeit, Obedience, THS (auch der Geländelauf) sowie der Schutzhundesport. Auch bei den noch jungen, bislang BH-freien Trendsportarten wie RallyObedience wird vermutlich über kurz oder lang die BH kommen.

Auch außerhalb des Hundesports wird immer häufiger eine Begleithundeprüfung, als Voraussetzung für die weitere Ausbildung des Hundes, gefordert. Bei uns im Verein trainierten beispielsweise Teams, die die BH für die Ausbildung zum Rettungshund und zum Therapiehund benötigten.

Mit der BH lässt sich unter Umständen sogar Geld sparen. Zum einen gibt es Haftpflichtversicherungen und zum anderen gibt es Gemeinden, welche die BH begünstigend auf Beiträge bzw. Hundesteuer anrechnen.

Zu guter Letzt macht ein beurkundeter Begleithund auch im Alltag einen guten Eindruck, wenn man beispielsweise den Arbeitgeber oder den zukünftigen Vermieter vom Vierbeiner überzeugen will.

Was muss man für die BH können?

Für die BH-Prüfung muss man in allererster Linie (mit und ohne Leine) gut Fußlaufen können. Nach einem festgelegten Schema werden im Fuß Drehungen, Winkel, Tempowechsel und das Durchqueren einer Personengruppe gezeigt. Darüber hinaus muss der Hund sich sicher absetzen und ablegen lassen. Letzteres über mehrere Minuten ohne Blickkontakt. Die Abschlussübung ist das Abrufen mit Vorsitz. Für all diese Übungen, welche auf dem Hundeplatz nach einem festen Schema abgearbeitet werden, gibt es Punkte. Für Fehler und Unsauberkeiten werden Punkte abgezogen. Die Prüfung ist bestanden, wenn man 70% also 42 Punkte von 60 Punkten erreicht hat.

Außerdem gibt es einen sogenannten Verkehrsteil, bei dem unterschiedliche Alltagssituationen (nur angeleint) zu bewältigen sind. Hierfür gibt es allerdings keine Punkte und wir kennen kein Team, das nach bestandenem Laufschema beim Verkehrsteil durchgefallen wäre. Typische Aufgaben des Verkehrsteils sind: Begegnungen mit Joggern und Radfahrern, an entgegenkommenden Teams vorbeigehen, einem anhaltenden Autofahrer den Weg erklären und der angebundene Hund, der sich ruhig verhält, wenn der Hundeführer außer Sichtweite geht.

Ein wenig Theoriewissen für den Hundeführer gehört auch noch dazu. Wobei man die Fragen und vor allem die Antworten nicht zu den eigenen Überzeugungen machen muss, sondern einfach auswendig lernen ;-) Wem es so geht wir mir, die mit manchem, das dort erwartet wird so gar nicht einverstanden ist, kann man auch das „Richtige“ ankreuzen und seinen eigenen Kommentar daneben schreiben ;-)

Wer`s ganz genau wissen will, findet hier im FCI-Leitfaden ab Seite 23 offizelle Infos mit Laufschema und Punkten für die Einzelübungen.

Welche Voraussetzungen gibt es sonst noch?

Der Hund muss am Tag der Prüfung mindestens 15 Monate alt und gesund sein. Des Weiteren muss ein Impfpass mit gültiger Tollwutimpfung vorgelegt werden.
Der Hundeführer muss zur Prüfung einen Sachkundenachweis vorlegen. Dieser kann auch am Tag der Prüfung durch einen Theorietest erworben werden.
Außerdem muss für den Hund eine Leistungsurkunde, welche man über seinen Verein beim Verband beantragt, vorliegen.
Ein Sonderthema sind läufige Hündinnen. Da es hierfür keine verbindliche Regelung gibt, sollte man immer beim Veranstalter erfragen, ob die Hündin starten darf, wenn sie läufig ist.

Wie funktioniert eine BH – Prüfung?

Die BH-Prüfung besteht hauptsächlich aus drei Teilen: der Sachkunde, einem festgelegten Laufschema auf dem Hundeplatz und dem Verkehrsteil mit vom Richter wählbaren Alltagssituationen. Diese drei Teile müssen jeweils nacheinander bestanden werden, um zum nächsten Teil zugelassen zu werden. Zusätzlich macht sich der Richter während der ganzen Prüfung ein Bild von der Unbefangenheit des Hundes. Dies beinhaltet auch die Chipkontrolle und die Siegerehrung. Die Prüfung endet immer erst mit der Siegerehrung. Sollte man an dieser, aus welchem Grund auch immer, nicht teilnehmen können oder wollen, muss man sich beim Richter abmelden.

Der Prüfungsteil auf dem Hundeplatz wird immer von zwei im Vorfeld festgelegten Teams gleichzeitig bestritten. Während der eine Hundeführer seinen Hund an der vorgegebenen Stelle ablegt und mit dem Rücken zu diesem in dreißig Schritten Entfernung wartet, läuft das andere Team das Schema. Im Anschluss wird getauscht.

Der Verkehrsteil findet in der Gruppe aller Teilnehmer, die den vorangegangen Teil bestanden haben statt. Wo und welche Alltagssituationen gezeigt werden müssen, legt der Richter fest. Es gibt Richter die den Verkehrsteil einfach vor dem Hundeplatz abhalten, aber auch solche, die in den nächsten Ort fahren lassen. Das Fußlaufen ist im Verkehrsteil übrigens nicht zwingend erforderlich. Man will nur keine gespannte Leine sehen. Wird allerdings vom Hundeführer das Kommando Fuß gegeben, muss es vom Hund auch befolgt werden.

Selbstverständlich sind während der gesamten Prüfung keine Motivationsmittel wie Leckerli oder Spieli erlaubt. Für den Hundeführer übrigens auch nicht. Gelegentlich wird ja ein Schnaps/Prosecco für die Nerven diskutiert, die Prüfungsordnung verbietet Alkohol aber ausdrücklich! Diesen und weitere Stolpersteine findet ihr hier.

Wo kann ich BH machen?

Die Prüfung kann grundsätzlich in jedem der FCI angehörigen Verein abgelegt werden. Das ist bei uns der SWHV über die Mitgliedschaft im Dachverband dhv sowie alle Vereine, die im VDH sind. (In Österreich ÖKV, Schweiz/Lichtenstein SKG). Voraussetzung dafür ist natürlich die Mitgliedschaft in einem entsprechenden Verein. Egal, wo man die BH-Prüfung ablegen möchte, muss man zunächst über den heimischen Verein eine Leistungsurkunde beantragen (das kann einige Wochen dauern!). Plant man seine BH-Prüfung auswärts abzulegen, sollte man den Ort der Prüfung im Vorfeld einmal besuchen, um sich und den Hund mit den dortigen Verhältnissen vertraut zu machen. Idealerweise trainiert man auch einige Male bei der dortigen BH-Gruppe mit, damit es im Verkehrsteil, der ja in der Gruppe absolviert wird, nicht zu bösen Überraschungen kommt.


Ich hoffe, dass ich jetzt niemanden abgeschreckt habe. Die BH kann, meiner Meinung nach, von jedem Hund bestanden werden, dessen Hundeführer die entsprechende Motivation mitbringt. Sportliche Ambitionen oder das Alter, von beiden ;-) spielen dabei keine Rolle. Die BH-Prüfung ist eine tolle Gelegenheit zielgerichtet mit seinem Hund zu arbeiten.

Eure Julia
P.S. Ich bin fest davon überzeugt, dass es immer mehr als einen Weg gibt, um ans Ziel zu kommen.