Montag, 29. August 2016

6 Übungen für das perfekte „Platz“



Der Hochsommer ist nochmal mit Temperaturen an die 30°C Grad zurück. Also das perfekte Wetter für den Hundeplatz. Wenn man bei diesem Wetter überhaupt etwas trainieren will, dann „Platz“ und das natürlich im Schatten.



Gerades Platz I

Aus der Welpengruppe kennt der Junghund bereits das Kommando „Platz“ als Signal sich neben seinen Menschen hinzulegen. Theoretisch müsste dies, aus einer korrekten Grundstellung heraus, auch gerade werden. Praktisch liegen viele Junghunde aber erstmal krumm und schief in der Nähe ihres Hundeführers. Dagegen helfen Üben mit einer Begrenzung und Konsequenz.

Als Begrenzungen eignen sich beispielsweise Hauswände oder Mauern. Hecken und Zäune sind meist weniger günstig, da sie mit all ihren Gerüchen eine zu große Ablenkung für die Nase des jungen Hundes sind. Auf dem Hundeplatz legen wir einfach ein Hindernis entsprechend um. Denselben Zweck erfüllt ein aufgeklappter, auf die Seite gelegter Biertisch. Für Fortgeschrittene dann nur noch die etwas niedrigere Bierbank.

Bei den Begrenzungen kann man innerhalb kurzer Zeit, sobald der Hund verstanden hat, um was es geht, zu minimalen Hilfen wie einer Stange übergehen. Dann fehlt nur noch das konsequente Verhalten des Hundeführers: Hat der Hund die richtige Position verstanden, wird nur noch das korrekte „Platz“ belohnt.


Gerades Platz II

Froschhaltung
Knickt der Hund nur in der Hüfte weg und lümmelt also eher in einer Art Sofaversion des „Platz“ herum oder macht es sich in Froschhaltung bequem, dann fehlt meist nur die Körperspannung. Der ein oder andere wird jetzt einwenden, dass es eigentlich doch wünschenswert sei, wenn ein ins „Platz“ geschickter Hund sich entspannt. So sei die Gefahr doch geringer, dass er unerlaubt wieder aufstehe. Das ist natürlich grundsätzlich richtig. Aber zum korrekten „Platz“ gehört nun einmal die sog. Sphinx-Haltung, die nur unter Körperspannung möglich ist. In diesem Zusammenhang sollte man sich auch selbst hinterfragen, ob man das Kommando „Platz“ im Alltag nicht zweckentfremdet für „leg dich einfach dahin und störe nicht, bis ich wieder Zeit für dich habe“. Ähnliches passiert auch immer wieder mit dem Kommando „Fuß“, welches häufig so lange für das Gehen an lockerer Leine verwendet wird, bis es für die eigentliche Fußarbeit gar nicht mehr zu gebrauchen ist.

Achtung: Sollte es nicht oder plötzlich nicht mehr gelingen, den Hund zu einem geraden Platz zu motivieren, kann das auch eine physiologische Ursache haben. Gerade bei Hunden, die noch im Wachstum sind.

So, nun endlich zu Übung:

Der Hund wird ins „Platz“ gelegt. Der Hundeführer geht einige Schritte weg. Während dieser Zeit ist der Hund wahrscheinlich schon weggekippt, da es jetzt ja ohnehin dauert, bist er wieder etwas zu tun hat. Der Hundeführer nimmt nun ein Spielzeug des Hundes in die Hand und dreht sich zum Hund um. Dann erfolgt das Freikommando für den Hund (das die Übung beendet) und unmittelbar darauf fliegt das Spieli hinter den Vierbeiner. Hunde, die einige Male auf diese Weise belohnt wurden, halten nun die Körperspannung in der Erwartung sich gleich um 180° zu drehen, um der Belohnung hinterher hechten zu können. Ein Leckerli oder eine Streicheleinheit können dagegen auch bequem lümmelnd entgegen genommen werden.
Dabei muss man auf zwei Dinge achten. Zum einen, dass das Freizeichen vor dem Werfen erfolgt, damit der Hund die Übung nicht von selbst beendet. Und zum anderen, dass das Spielzeug hinter den Hund geworfen wird, da er sonst in Zukunft dazu neigen könnte dem Hundeführer entgegen zu gehen/krabbeln/robben.


Schnelles Platz

Mit dem schnellen „Platz“ verhält es sich ähnlich wie mit dem geraden „Platz“ aus der ersten Übung. Hier ist hauptsächlich Konsequenz notwendig, das heißt man darf nur noch die korrekte Ausführung belohnen. 

Um zunächst erst einmal zu erreichen, dass der Junghund sich nicht wie ein Opa ins „Platz“ bequemt, sondern sich hinschmeißt, wie es die Leistungsrichter sehen wollen, helfen Lieblingsleckerli ganz gut. Der Hund steht neben dem Hundeführer und schaut diesen an, um zu ergründen, was er wohl tun muss, um an den Leckerbissen zu kommen. Er bekommt das Kommando aber nicht sofort. Zuerst zeigt man dem Hund das Leckerli nochmals und wedelt ihm damit ein wenig vor der Nase herum und wenn der Hund es kaum noch aushält, kommt das schnell gesprochene Kommando „Platz“. Ich bin mir recht sicher, dass sich unter solchen Bedingungen auch die bequemeren Exemplare sofort hinschmeißen werden.

Was man dabei nicht unterschätzen sollte ist die Art und Weise, in der das Kommando ausgesprochen wird. Hat man selbst eher den Aspekt des Liegenbleibens im Hinterkopf und gibt dem Hund deshalb ein langgezogenes „Plaaaatz“, wird er es auch im entsprechenden Tempo ausführen. Ein schnelles motiviertes „Platz“, zeigt auch dem Hund, dass hier zunächst Bewegung gefragt ist.

Hat der Hund verstanden, worauf es ankommt, wird nur noch das schnelle „Platz“ belohnt. Da man mit einem Junghund in einigen Situationen froh sein kann, wenn der Hund sich überhaupt hinlegt, kann man auch nochmal einen Zwischenschritt einbauen. Dann wird das schnelle Platz mit einem Leckerli belohnt und das langsame nur verbal.


Platz unter Ablenkung

Liegt der Hund nun schnell und gerade, kommt es natürlich darauf an, dass er liegen bleibt. Das kann man seinem Vierbeiner einfacher machen, in dem der Platz, an dem er abliegen muss besonders angenehm für ihn ist. Dazu wird zuerst ein wenig in der Sonne trainiert, bis alle ins Schwitzen kommen und dann ein angenehmerer Ort aufgesucht. Bei den momentanen Temperaturen ist der angenehmste Platz natürlich der im Schatten. Deshalb bekommt den der Hund, während der Hundeführer zurück in die Sonne muss. Was der Zweibeiner dann in der Sonne tut und wie lange er sich dort aufhält, hängt vom Trainingsstand des Teams ab. Zwischendurch sollte der Hundeführer natürlich auch in den Schatten gehen. Um seinen Hund zu belohnen ;-)


Platz auf nassem Untergrund

Ebenfalls aus der Kategorie „angenehme Plätze bei Hitze“ ist das Abliegen auf einem nassen Handtuch.


Es gibt nicht wenige Hunde, die im Sommer noch das tollste, schnellste Platz hinlegen, dieses Kommando im Herbst aber scheinbar völlig vergessen haben. Grund dafür ist der im Herbst oftmals nasse Rasen des Trainingsgeländes. Dem kann man vorbeugen, indem man Platz auf nassem Untergrund übt, solange ein nasser Liegeplatz etwas Verlockendes für den Vierbeiner ist. Das geht beispielsweise mit einem nassen Handtuch, auf dem der Vierbeiner Platz nehmen darf.

Unterwegs zur Abkühlung auch gerne mal im Bach
Wir kennen übrigens auch einen Labrador, der in jeder Pfütze planschen muss, aber nur mit Leckerlieinsatz dazu gebracht werden kann auf einer nassen Wiese Platz zu machen.


   

Platz generalisieren für Fortgeschrittene

Bereits in der Welpengruppe fängt man an das Kommando Platz zu generalisieren, in dem man es an verschiedenen Orten und auf verschiedenen Untergründen übt. Eine Sache, die aber meist konstant bleibt ist, dass der Hundeführer aufrecht neben oder vor dem Hund steht und diesen anschaut, wenn er sein Kommando „Platz“ gibt. Will man aber die Handlung „Hund legt sich hin“ ausschließlich mit dem Kommando verknüpfen, muss auch die Position des Hundeführers variieren. Dies braucht man im Hundesport beispielsweise beim „Platz“ aus der Bewegung. Das ganze kann aber auch nur ein großer Spaß sein, wenn man sieht, in welche Position der Hund ein „Platz“ erkennt und in welcher eben noch nicht. 

Eine einfache Variation wäre es, sich auf einen Stuhl oder ähnliches zu setzten und das Kommando zu geben. Schon etwas ungewohnter wird es, wenn man sich dazu auf den Boden setzt oder gar legt.
Versucht auch mal woanders hinzuschauen oder dem Hund, wenn er das Kommando erhält, den Rücken zuzuwenden. Fortgeschrittene stehen vor ihrem Hund und lesen eine Zeitung, so dass sie das Gesicht des Hundeführers verdeckt, während sie das Kommando geben.

In manchen Situationen werdet ihr vermutlich nur irritierte Blicke eures Vierbeiners erhalten. Dann kann man mit dem Sichtzeichen für „Platz“ helfen. Wenn der Vierbeiner es überraschend schnell verstanden hat, freut euch mit ihm. Seid kreativ und zeigt eurem Hund, dass man an einfachen Grundkommandos auch Spaß haben kann.


Eure Julia
P.S. Ich bin fest davon überzeugt, dass es immer mehr als einen Weg gibt, um ans Ziel zu kommen.