Donnerstag, 9. März 2017

Abrufen (Sport) in 5 Schritten



Ziel

Der Hund wir aus der Platzposition auf eine Distanz von ca. 30 Schritten mit dem Kommando „Hier“ abgerufen. Daraufhin kommt er schnell und freudig auf direktem Weg zum Hundeführer und setzt sich gerade unmittelbar vor dessen Füße (Vorsitz) und schaut ihm ins Gesicht.

Einzelschritte

In dieser Übung sind für den Hund wieder jede Menge Einzelschritte enthalten, die wir uns zunächst noch einmal verdeutlichen:  Platz, freudig-schnelles Herankommen, unmittelbar (also so dicht wie möglich) vor die Füße des Hundeführers kommen, gerades Hinsetzten, der Blick ins Gesicht des Hundeführers, Verknüpfung mit dem Kommando „Hier“.

Aufbau

 

Freudig-schnelles Herankommen

In der ersten Stunde zum Thema Abrufen (Sport) hatten wir uns das freudig-schnelle Herankommen vorgenommen, das auch beim Abrufen im Alltag von größter Bedeutung ist. Dazu benötigt man das Lieblingsspielzeug des Hundes, welches er nur beim Training haben darf und ganz viel positive Grundstimmung. Letzteres sollte nicht unterschätzt werden, man muss sich dabei wirklich richtig zum Affen machen.
Ein Helfer hält also den Hund fest, während der Hundeführer, das Lieblingsspieli zeigend, schnell wegläuft. Der Helfer kann unterstützend den Hund mit Worten wie „Wo geht das Frauchen hin“ anfeuern. Ist der Hundeführer weit genug weg, dreht er sich um und ruft den Hund mit seinem Namen. Der unter Spannung stehende Hund rennt nun, sobald er losgelassen wird, zum Hundeführer. Dieser muss jetzt ganz großes Kino bieten sich riesig freuen, Emotionen zeigen und spielen, spielen, spielen. Es ist wichtig, dass am Körper gespielt wir, dafür eignet sich ein Spieli an einer Kordel oder stabilen Schnur. Angeleint wird erst nach dem Spiel! 

Dichtes Herankommen

Diese Übung funktioniert ähnlich wie die Vorangehende. Der Hund wird also von einer weiteren Person festgehalten, während der Hundeführer sich mit dem Spieli entfernt. Der Hund wird wieder gerufen. Doch diese Mal wirft der Hundeführer das Spielzeug zwischen seinen Beinen durch nach hinten weg, sodass der Hund zwischen den Beinen des Hundeführers durch muss, um an seine Beute zu kommen. Bitte erst werfen, wenn der Hund schon fast da ist, sonst geht er um den Hundeführer herum.

Vorsitz und „Hier“

Hier wird, wie immer, zuerst der Bewegungsablauf eingeübt und anschließend mit dem Kommando belegt. Der Hund sitzt oder steht eine Armlänge vor dem Hundeführer (ruhig beides ausprobieren), dieser ist mit einem guten Leckerli ausgerüstet. Der Leckerbissen wird dem Hund nun mit beiden! Händen entgegengestreckt, sodass er es nicht sofort fressen kann, aber quasi daran andockt. Jetzt den Hund am Leckerli in einer halbkreisförmigen Bewegung an den Körper heran und ins Sitz führen. In die Sitzposition kommt der Hund praktisch automatisch, wenn das Leckerli nach oben geht. Der Oberkörper des Hundeführers sollte dabei zu Beginn leicht nach hinten geneigt oder zumindest sehr aufrecht sein. Durch ein Vor- oder Entgegenbeugen fühlen sich viele Hunde körpersprachlich auf Distanz gehalten. Bitte denkt auch daran das Leckerli in beide Hände zu nehmen, da der Hund sonst mit der Zeit, wenn er diese Übung kennt, schief in Richtung der Futterhand sitzen wird.

Ist die Übung von beiden Partnern verstanden und so oft wiederholt worden bis sie flüssig abläuft, kann das Kommando „Hier“ eingeführt werden. Die Betonung liegt dabei auf einem langgezogenen „i“, also „hiiiiiiiier“. Von Vorteil ist auch ein möglichst hoher Tonfall, hier passiert später schließlich etwas ganz Tolles und der Hund kommt freudig angesprintet. Wer noch nicht so weit ist, sich ein wenig zum Affen zu machen, sollte wenigstens den Befehlston vermeiden und mit seinem „Hiiiiier“ etwas Attraktives ankündigen.

Der Abstand zum Hundeführer kann nun ganz langsam erhöht werden, um das gerade Vorsitzen zu unterstützen, kann der Hundeführer am Ende zweier aufeinander zulaufenden liegenden Bierbänke stehen.

Das Anschauen des Hundeführers

Kann der Hund das Kommando „Hier“ sicher an der Futterhand ausführen, wandert das Leckerli eine Etage höher in den Mund des Hundeführers. Hunde, die Leckerli fangen könne werden zu diesem späteren Zeitpunkt durch ein gespucktes Leckerli belohnt. Die leeren Hände können noch als Führhilfe verwendet werden. Besser eignen sich allerdings Begrenzungen am Boden, beispielsweise trichterförmig auf den Hundeführer zulaufende Slalomstangen.

Ausgangsposition

Jetzt fehlt nur noch die Ausgangsposition für das Abrufen, das ist das „Platz“. Im Prinzip kann auch aus jeder anderen Position abgerufen werden, in der Begleithundprüfung kommt es aber nur aus dem „Platz" vor.  Ist dieses nicht gerade ausgeführt, wird auch das gerade Herankommen schwierig. Gleicht die Ausgangsposition mehr einem Herumlümmeln als einem ordentlichen „Platz“, könnte es mit dem Thema schnell und freudig problematisch werden. Wenn am Platz noch geübt werden muss und ein Helfer zur Stelle ist, übt man am Anfang aus einer stehenden Position.


Wenn die einzelnen (Vor-)Übungen gut klappen, kann man die Einzelschritte zu einer Sequenz zusammensetzen. Das komplette Abrufen sollte aber immer in einem ausgewogenen Verhältnis zum „Platzbleiben“ geübt werden, damit der Hund dem Hundeführer in Zukunft nicht immer sofort entgegenkommt, ohne dass dieser gerufen hat. Als Faustregel sagt man, dass nur jedes zehnte Mal abgerufen werden soll, das heißt, in den anderen neun Fällen geht der Hundeführer zum Hund zurück und belohnt das brave Warten. Selbstverständlich ist das nur eine Richtlinie und es ist natürlich sinnvoll zu variieren, denn auch die meisten Hunde können früher oder später auf zehn zählen ;-)

Bei eventuell später auftretenden Ungenauigkeiten oder Fehlern, sollte man die Übung „Abrufen“ sofort zur Festigung wieder in die Einzelschritte zerlegen. Mit sofort ist übrigens beim allerersten Mal gemeint, selbst dann, wenn es jede Menge gute Erklärungen dafür gibt. Der Grund ist, dass man mögliche Fehler immer leichter verhindert als sie später aufwendig zu korrigieren. Der Hund sollte also keine Möglichkeit bekommen die Übung unsauber oder falsch auszuführen. Für den Hund existiert nur diese eine richtige Möglichkeit ein „Hier“ auszuführen.
In diesem Zusammenhang sei auch davor gewarnt das „Hier“ für den Rückruf im Alltag zweckentfremdend zu verwenden. Es wird zwar mit höherer Wahrscheinlichkeit zum Erfolg, dem Zurückkommen des Hundes, führen als die üblichen Kommandos, aber es beschädigt das Sportkommando. Vielmehr sollte man überlegen, weshalb der Rückruf auf dem Hundeplatzt viel besser funktioniert, um dieses auch auf den Alltag zu übertragen. Es geht um sauberen Aufbau, positive Verknüpfung und Konsequenz beim Training.


Eure Julia
P.S. Ich bin fest davon überzeugt, dass es immer mehr als einen Weg gibt, um ans Ziel zu kommen.