Ziel
Der Hund wir aus der Platzposition auf eine Distanz von ca. 30
Schritten mit dem Kommando „Hier“ abgerufen. Daraufhin kommt er schnell und
freudig auf direktem Weg zum Hundeführer und setzt sich gerade unmittelbar vor dessen
Füße (Vorsitz) und schaut ihm ins Gesicht.
Einzelschritte
In dieser Übung sind für den Hund wieder jede Menge
Einzelschritte enthalten, die wir uns zunächst noch einmal verdeutlichen: Platz, freudig-schnelles Herankommen,
unmittelbar (also so dicht wie möglich) vor die Füße des Hundeführers kommen,
gerades Hinsetzten, der Blick ins Gesicht des Hundeführers, Verknüpfung mit dem
Kommando „Hier“.
Aufbau
Freudig-schnelles Herankommen
In der ersten Stunde zum Thema Abrufen (Sport) hatten wir
uns das freudig-schnelle Herankommen vorgenommen, das auch beim Abrufen im Alltag von größter Bedeutung ist. Dazu benötigt man das Lieblingsspielzeug
des Hundes, welches er nur beim Training haben darf und ganz viel positive
Grundstimmung. Letzteres sollte nicht unterschätzt werden, man muss sich dabei
wirklich richtig zum Affen machen.
Ein Helfer hält also den Hund fest, während der Hundeführer,
das Lieblingsspieli zeigend, schnell wegläuft. Der Helfer kann unterstützend
den Hund mit Worten wie „Wo geht das Frauchen hin“ anfeuern. Ist der
Hundeführer weit genug weg, dreht er sich um und ruft den Hund mit seinem
Namen. Der unter Spannung stehende Hund rennt nun, sobald er losgelassen wird,
zum Hundeführer. Dieser muss jetzt ganz großes Kino bieten sich riesig freuen,
Emotionen zeigen und spielen, spielen, spielen. Es ist wichtig, dass am Körper
gespielt wir, dafür eignet sich ein Spieli an einer Kordel oder stabilen
Schnur. Angeleint wird erst nach dem Spiel!
Dichtes Herankommen
Diese Übung funktioniert ähnlich wie die Vorangehende. Der
Hund wird also von einer weiteren Person festgehalten, während der Hundeführer
sich mit dem Spieli entfernt. Der Hund wird wieder gerufen. Doch diese Mal
wirft der Hundeführer das Spielzeug zwischen seinen Beinen durch nach hinten
weg, sodass der Hund zwischen den Beinen des Hundeführers durch muss, um an
seine Beute zu kommen. Bitte erst werfen, wenn der Hund schon fast da ist,
sonst geht er um den Hundeführer herum.
Vorsitz und „Hier“
Hier wird, wie immer, zuerst der Bewegungsablauf eingeübt
und anschließend mit dem Kommando belegt. Der Hund sitzt oder steht eine
Armlänge vor dem Hundeführer (ruhig beides ausprobieren), dieser ist mit einem
guten Leckerli ausgerüstet. Der Leckerbissen wird dem Hund nun mit beiden! Händen
entgegengestreckt, sodass er es nicht sofort fressen kann, aber quasi daran
andockt. Jetzt den Hund am Leckerli in einer halbkreisförmigen Bewegung an den
Körper heran und ins Sitz führen. In die Sitzposition kommt der Hund praktisch
automatisch, wenn das Leckerli nach oben geht. Der Oberkörper des Hundeführers
sollte dabei zu Beginn leicht nach hinten geneigt oder zumindest sehr aufrecht
sein. Durch ein Vor- oder Entgegenbeugen fühlen sich viele Hunde
körpersprachlich auf Distanz gehalten. Bitte denkt auch daran das Leckerli in
beide Hände zu nehmen, da der Hund sonst mit der Zeit, wenn er diese Übung
kennt, schief in Richtung der Futterhand sitzen wird.
Ist die Übung von beiden Partnern verstanden und so oft
wiederholt worden bis sie flüssig abläuft, kann das Kommando „Hier“ eingeführt
werden. Die Betonung liegt dabei auf einem langgezogenen „i“, also
„hiiiiiiiier“. Von Vorteil ist auch ein möglichst hoher Tonfall, hier passiert
später schließlich etwas ganz Tolles und der Hund kommt freudig angesprintet.
Wer noch nicht so weit ist, sich ein wenig zum Affen zu machen, sollte
wenigstens den Befehlston vermeiden und mit seinem „Hiiiiier“ etwas Attraktives
ankündigen.
Der Abstand zum Hundeführer kann nun ganz langsam erhöht
werden, um das gerade Vorsitzen zu unterstützen, kann der Hundeführer am Ende
zweier aufeinander zulaufenden liegenden Bierbänke stehen.
Das Anschauen des Hundeführers
Kann der Hund das Kommando „Hier“ sicher an der Futterhand
ausführen, wandert das Leckerli eine Etage höher in den Mund des Hundeführers.
Hunde, die Leckerli fangen könne werden zu diesem späteren Zeitpunkt durch ein
gespucktes Leckerli belohnt. Die leeren Hände können noch als Führhilfe
verwendet werden. Besser eignen sich allerdings Begrenzungen am Boden,
beispielsweise trichterförmig auf den Hundeführer zulaufende Slalomstangen.
Ausgangsposition
Jetzt fehlt nur noch die Ausgangsposition für das Abrufen,
das ist das „Platz“. Im Prinzip kann auch aus jeder anderen Position abgerufen
werden, in der Begleithundprüfung kommt es aber nur aus dem „Platz"
vor. Ist dieses nicht gerade ausgeführt,
wird auch das gerade Herankommen schwierig. Gleicht die Ausgangsposition mehr
einem Herumlümmeln als einem ordentlichen „Platz“, könnte es mit dem Thema
schnell und freudig problematisch werden. Wenn am Platz noch geübt
werden muss und ein Helfer zur Stelle ist, übt man am Anfang aus einer
stehenden Position.
Wenn die einzelnen (Vor-)Übungen gut klappen, kann man die
Einzelschritte zu einer Sequenz zusammensetzen. Das komplette Abrufen sollte
aber immer in einem ausgewogenen Verhältnis zum „Platzbleiben“ geübt werden,
damit der Hund dem Hundeführer in Zukunft nicht immer sofort entgegenkommt,
ohne dass dieser gerufen hat. Als Faustregel sagt man, dass nur jedes zehnte
Mal abgerufen werden soll, das heißt, in den anderen neun Fällen geht der
Hundeführer zum Hund zurück und belohnt das brave Warten. Selbstverständlich
ist das nur eine Richtlinie und es ist natürlich sinnvoll zu variieren, denn
auch die meisten Hunde können früher oder später auf zehn zählen ;-)
Bei eventuell später auftretenden Ungenauigkeiten oder
Fehlern, sollte man die Übung „Abrufen“ sofort zur Festigung wieder in die
Einzelschritte zerlegen. Mit sofort ist übrigens beim allerersten Mal gemeint,
selbst dann, wenn es jede Menge gute Erklärungen dafür gibt. Der Grund ist,
dass man mögliche Fehler immer leichter verhindert als sie später aufwendig zu
korrigieren. Der Hund sollte also keine Möglichkeit bekommen die Übung unsauber
oder falsch auszuführen. Für den Hund existiert nur diese eine richtige
Möglichkeit ein „Hier“ auszuführen.
In diesem Zusammenhang sei auch davor gewarnt das „Hier“ für
den Rückruf im Alltag zweckentfremdend zu verwenden. Es wird zwar mit höherer
Wahrscheinlichkeit zum Erfolg, dem Zurückkommen des Hundes, führen als die üblichen
Kommandos, aber es beschädigt das Sportkommando. Vielmehr sollte man überlegen,
weshalb der Rückruf auf dem Hundeplatzt viel besser funktioniert, um dieses
auch auf den Alltag zu übertragen. Es geht um sauberen Aufbau, positive
Verknüpfung und Konsequenz beim Training.
Eure Julia
P.S. Ich bin fest davon
überzeugt, dass es immer mehr als einen Weg gibt, um ans Ziel zu kommen.