Donnerstag, 31. Januar 2019

Maulkorb für den Familienhund – braucht man das wirklich?

Wozu brauch ich einen Maulkorb? Mein Hund beißt doch gar nicht!

Foto: Manuela Deinert

Es gibt unterschiedlichste Gründe, weshalb ein verantwortungsvoller Hundeführer seinen Hund an den Maulkorb gewöhnt, bevor dieser ihn braucht.


Maulkorb als Urlaubsvorbereitung


In vielen Urlaubsländern, beispielsweise Italien ist das Mitführen eines Maulkorbes Pflicht. Auf Verlangen muss dieser auch angelegt werden. Uns war das vor unserem ersten Südtirolurlaub mit Hund zwar bekannt, dennoch dachten wir, dass der Maulkorb nicht nötig wäre. Wer sollte sich schon vor einem Pudel fürchten und verlangen, dass ihm ein Maulkorb angezogen wird? Ich kann Euch verraten, dieser Trugschluss hat uns so einige Kilometer zu Fuß eingebracht.


Selbst wenn man einen Hund hat, vor dem sich niemand fürchtet, muss dieser häufig in Verkehrsmitteln, in denen Menschen eng zusammenkommen, beispielsweise Bergbahnen, verpflichtend Maulkorb tragen. Da solche Umstände für unsere Vierbeiner ohnehin schon stressig sind, sollte die Situation nicht noch zusätzlich durch den Überfall mit einem Maulkorb verschlimmert werden. Zumal gute Aussichten bestehen, dass der Hund die Gesamtsituation so negativ verknüpft, dass er sich das Anlegen des Maulkorbes kein zweites Mal gefallen lässt.

 

Maulkorb für den medizinischen Notfall


Wir kennen so einige Fälle, in denen ein friedfertiger, aber verletzter Hund seine Bezugsperson gebissen hat, als diese ihn zum Auto tragen wollte. Auch Hunde, die sonst gut mit dem Tierarzt zurecht kommen, können für schmerzhafte Behandlungen vom Doktor unerwartet einen Maulkorb angelegt bekommen. Auch diese Situation kennen wir aus eigener Erfahrung, als Skye eine entzündete Analdrüse ausgespült werden musste. In dieser Situation waren alle beteiligten froh, dass wir uns für die Maulkorbgewöhnung Zeit genommen hatten.

Maulkorb bei Giftköderwarnung


Selbst wenn der eigene Hund normalerweise nichts vom Boden frisst und auch zuverlässig aus gibt, wird einem bei aktuellen Giftköderwarrnungen immer ein wenig unwohl. Obwohl es eine Vielzahl Antigiftködertrainings unterschiedlicher Couleur gibt, ist der einzig 100%-Schutz der Maulkorb. Ein positiv auftrainierter, gut passender Maulkorb schränkt den Hund auch beim Gassigehen und selbst im Spiel mit anderen Hunden übrigens weit weniger ein, als man annehmen könnte.



Vorurteile/Sorgen bezüglich des Maulkorbes


Vor allem beim längeren Tragen des Maulkorbes sind Gedanken bezüglich der eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten des Hundes durchaus berechtigt. Mit diesem Thema hat sich auch die Wissenschaft beschäftigt und es gibt dazu Studien, sowohl mit Familienhunden als auch mit Polizeihunden. 

Hierfür wurden zum einen Speichelproben auf den Gehalt des Stresshormons Cortisol untersucht. Zum anderen wurde die Körpersprache der Hunde anhand von Videoaufzeichnungen der Interaktion mit Artgenossen, welche keinen Maulkorb trugen, analysiert. Bei den Maulkorbträgern wurde zwar eine geringere Aktivität bezüglich des Spielelverhaltens festgestellt, diejenigen Hunde, welche auf die Maulkorbträger trafen, zeigten sich jedoch unbeeindruckt und es konnte weder aggressives noch meidendes Verhalten festgestellt werden.1,2 Allein die Vorurteile beim Anblick eines Maulkorbträgers am anderen Ende der Leine werden wohl deutlicher ausfallen.

Der Verhaltensforscher Udo Ganßloser plädiert sogar dafür eher noch auf die Leine, zu Gunsten des Maulkorbes, zu verzichten, um den Stress im Hundealltag zu reduzieren.3

Zur Auswahl des passenden Maulkorbes und zur richtigen Maulkorbgewöhnung gibt es demnächst mehr hier.

 
Eure Julia
P.S. Ich bin fest davon überzeugt, dass es immer mehr als einen Weg gibt, um ans Ziel zu kommen.


1Elsing, Spitzley & Ganßloser: Der Einfluss des Maulkorbes auf das Verhalten des Hundes. Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung 2011, KTBL-Schrift 489, 275 -276
2Untersuchungen zur Auswirkung des Maulkorbtragens auf Hunde. Wolf & Co. 5Th international Symposium on Canids 2011, 57-72
3Ganßloser, Kitchenham: Forschung trifft Hund. Neue Erkenntnisse zu Sozialverhalten, geistigen Leistungen und Ökologie 2012, S. 110

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