Sonntag, 10. Februar 2019

Maulkorbgewöhnung - Praxisanleitung

Über die Notwendigkeit der Maulkorbgewöhnung auch für den Familienhund hatte ich ja bereits vor Kurzem geschrieben. Zunächst möchte ich noch einmal sagen, dass man sich für eine sinnvolle Maulkorbgewöhnung ein paar Wochen Zeit nehmen sollte. Hier nun eine Anleitung und einige Praxistipps:


Beginnen sollte man mit der Anschaffung eines guten Maulkorbes. Von sog. Maulschlingen würde ich eher abraten. Ein guter Maulkorb ist tatsächlich eine Art Korb, der dem Hund die Möglichkeit gibt zu hecheln, zu schnüffeln und hindurchgeschobenes Futter zu fressen. Das heißt, dass er auch groß genug sein muss. Außerdem sollte er keine scharfen Kanten haben, auch nicht außen, und keinen starken Eigengeruch besitzen. Manches Kunststoffmodell riecht sogar für die weitaus schlechtere menschliche Nase von Weitem giftig.


Vorübung


Sollte Euer Hund bereits schlechte Erfahrungen mit dem Maulkorb gemacht haben, solltet Ihr zwei Dinge tun. Besorgt Euch zunächst einen neuen, neutralen Maulkorb, der sich vom ersten unterscheidet (Bauart oder Material). Außerdem könnt Ihr eine Vorübung mit einem Joghurtbecher machen. Ihr haltet den leeren Becher fest, während der Hund die Reste herausschlecken darf. So gewöhnt er sich an das enge Gefühl um den Fang. Man muss natürlich den passenden Becher zu seiner Hundegröße wählen.


Möglichkeit1 (Shapen)


Wer von Euch mit dem Clicker oder Markersignal arbeitet, kennt das sog. Shapen. Für alle anderen, es geht dabei darum ein vom Hund angebotenes Verhalten durch positive Verstärkung zu formen. Klingt kompliziert, ist aber tatsächlich sehr einfach. Das einzige, was man falsch machen kann, ist die Geduld mit den Einzelschritten zu verlieren und zum Folgeschritt zu gehen, bevor der Hund von selbst soweit ist.

Man lege kleine, aber attraktive Leckerli bereit und zeige dem Hund den Maulkorb. Hunde sind in der Regel recht neugierig und wollen schauen und beschnuppern, was man da hat. Und dann geht‘s los:

1. Hund schaut den Maulkorb an – click/Markerwort + Futter

2. Hund bewegt den Kopf hin – click/Markerwort + Futter

3. Hund berührt den Maulkorb mit der Nase – click/Markerwort + Futter

4. Hund geht mit der Nase in den Maulkorb hinein – click/Markerwort + Futter

Zwischen den Schritten 3 und 4 muss man evtl. ein wenig abwägen, wie lange man das grundsätzliche Berühren des Maulkorbes verstärkt und wann nur noch das Innere des Maulkorbes verstärkt wird. Der Hund soll den Spaß an dem neuen Spiel nicht verlieren. Die Belohnungsfrequenz muss also hoch genug bleiben.

Nach einigen Übungssequenzen (über mehrere Tage verteilt) kann es dann weitergehen.

5. Hund lässt die Schnauze im Maulkorb: Dafür kann man verbales Lob einsetzen, oder eine Intermediäre Brücke, falls man eine aufgebaut hat. Oder in schwierigeren Fällen auch ein Kaustängelchen, das durch den Maulkorb weitergeschoben werden kann

6. Mit dem Maulkorb bewegen, um den Hund von der merkwürdigen Situation zu etwas Bekanntem, was er gut kann oder gerne macht oder was einfach nur normal ist, führen: mit offenem!!! gehaltenen Maulkorb laufen, sitz machen, Pfote geben

7. Den Hund am Hals streicheln, während er die Schnauze im Maulkorb hat und immer wieder gelobt wird. Wenn das für ihn okay ist, den Riemen über den Hals legen

8. Den Riemen erst schließen, wenn der Hund bei den vorangehenden Übungen nicht mehr zurückweicht und unmittelbar anschließend in Bewegung kommen, vgl. Schritt 6

9. Klappt drinnen alles gut, kann man das Training auch schrittweise an andere Orte bzw. nach draußen verlagern. Das ist wichtig, da Hunde, wie Ihr schon wisst, situations- und ortsgebunden lernen.


Möglichkeit 2 (Locken)


Die zweitbeste Möglichkeit funktioniert wie folgt. Nehmt euch für die Einzelschritte genug Zeit und übt in sehr kurzen Einheiten, gerne mehrfach täglich. Der jeweils nächste Schritt folgt, wenn der vorangehende ohne Unwohlsein gemeistert wird.

1. Leckerli in den Maulkorb legen und interessant machen

2. Hund aus dem Maulkorb fressen lassen, zuerst vorne und später den Maulkorb dabei vom Hund weg bewegen, damit der die Schnauze selbsttätig reinstecken muss

3. Leckerli durch den Maulkorb geben, nachdem der Hund die Schnauze reingesteckt hat

5. Hund lässt die Schnauze im Maulkorb: Dafür kann man verbales Lob einsetzen, oder eine Intermediäre Brücke, falls man eine aufgebaut hat. Oder in schwierigeren Fällen auch ein Kaustängelchen, das durch den Maulkorb weitergeschoben werden kann.

6. Mit dem Maulkorb bewegen, um den Hund von der merkwürdigen Situation zu etwas Bekanntem, was er gut kann oder gerne macht oder was einfach nur normal ist, führen: mit offenem!!! gehaltenen Maulkorb laufen, sitz machen, Pfote geben

7. Den Hund am Hals streicheln, während er die Schnauze im Maulkorb hat und immer wieder gelobt wird. Wenn das für ihn okay ist, den Riemen über den Hals legen

8. Den Riemen erst schließen, wenn der Hund bei den vorangehenden Übungen nicht mehr zurückweicht und unmittelbar anschließend in Bewegung kommen, vgl. Schritt 6

9. Klappt drinnen alles gut, kann man das Training auch schrittweise an andere Orte bzw. nach draußen verlagern. Das ist wichtig, da Hunde, wie Ihr schon wisst, situations- und ortsgebunden lernen.


Typische Fehler vermeiden

Ungeduld: auf keinen Fall mit dem Maulkorb dem Hund entgegen gehen, oder ihn damit verfolgen, wenn er ausweicht. Der Hund entscheidet selbst den Maulkorb zu tragen, weil es ein tolles Spiel ist.

Ungeeignete Belohnung: Leckerlis sollten durch den Maulkorb fütterbar sein, sollten nicht rausfallen, aus der Tube schlecken ist auch immer beliebt.

So, viel Spaß beim Üben des neuen Spiels und wenn etwas nicht klappen sollte, gebt einfach in der nächsten Stunde Bescheid.

 
Eure Julia
P.S. Ich bin fest davon überzeugt, dass es immer mehr als einen Weg gibt, um ans Ziel zu kommen.



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