Über die Notwendigkeit der Maulkorbgewöhnung auch für den
Familienhund hatte ich ja bereits vor Kurzem geschrieben. Zunächst
möchte ich noch einmal sagen, dass man sich für eine sinnvolle
Maulkorbgewöhnung ein paar Wochen Zeit nehmen sollte. Hier nun eine
Anleitung und einige Praxistipps:
Beginnen sollte man mit der Anschaffung eines guten Maulkorbes. Von
sog. Maulschlingen würde ich eher abraten. Ein guter Maulkorb ist
tatsächlich eine Art Korb, der dem Hund die Möglichkeit gibt zu
hecheln, zu schnüffeln und hindurchgeschobenes Futter zu fressen. Das heißt, dass er auch groß
genug sein muss. Außerdem sollte er keine scharfen Kanten haben,
auch nicht außen, und keinen starken Eigengeruch besitzen. Manches
Kunststoffmodell riecht sogar für die weitaus schlechtere
menschliche Nase von Weitem giftig.
Vorübung
Sollte Euer Hund bereits schlechte Erfahrungen mit dem Maulkorb
gemacht haben, solltet Ihr zwei Dinge tun. Besorgt Euch zunächst
einen neuen, neutralen Maulkorb, der sich vom ersten unterscheidet
(Bauart oder Material). Außerdem könnt Ihr eine Vorübung mit einem
Joghurtbecher machen. Ihr haltet den leeren Becher fest, während der
Hund die Reste herausschlecken darf. So gewöhnt er sich an das enge
Gefühl um den Fang. Man muss natürlich den passenden Becher zu
seiner Hundegröße wählen.
Möglichkeit1 (Shapen)
Wer von Euch mit dem
Clicker oder Markersignal arbeitet, kennt das sog. Shapen. Für alle
anderen, es geht dabei darum ein vom Hund angebotenes Verhalten durch
positive Verstärkung zu formen. Klingt kompliziert, ist aber
tatsächlich sehr einfach. Das einzige, was man falsch machen kann,
ist die Geduld mit den Einzelschritten zu verlieren und zum
Folgeschritt zu gehen, bevor der Hund von selbst soweit ist.
Man lege kleine,
aber attraktive Leckerli bereit und zeige dem Hund den Maulkorb.
Hunde sind in der Regel recht neugierig und wollen schauen und
beschnuppern, was man da hat. Und dann geht‘s los:
1. Hund schaut den
Maulkorb an – click/Markerwort + Futter
2. Hund bewegt den
Kopf hin – click/Markerwort + Futter
3. Hund berührt den
Maulkorb mit der Nase – click/Markerwort + Futter
4. Hund geht mit der
Nase in den Maulkorb hinein – click/Markerwort + Futter
Zwischen den
Schritten 3 und 4 muss man evtl. ein wenig abwägen, wie lange man
das grundsätzliche Berühren des Maulkorbes verstärkt und wann nur
noch das Innere des Maulkorbes verstärkt wird. Der Hund soll den
Spaß an dem neuen Spiel nicht verlieren. Die Belohnungsfrequenz muss also hoch genug bleiben.
Nach einigen
Übungssequenzen (über mehrere Tage verteilt) kann es dann
weitergehen.
5. Hund lässt die
Schnauze im Maulkorb: Dafür kann man verbales Lob einsetzen, oder
eine Intermediäre Brücke, falls man eine aufgebaut hat. Oder in
schwierigeren Fällen auch ein Kaustängelchen, das durch den
Maulkorb weitergeschoben werden kann
6. Mit dem Maulkorb
bewegen, um den Hund von der merkwürdigen Situation zu etwas
Bekanntem, was er gut kann oder gerne macht oder was einfach nur
normal ist, führen: mit offenem!!! gehaltenen Maulkorb laufen, sitz
machen, Pfote geben
7. Den Hund am Hals
streicheln, während er die Schnauze im Maulkorb hat und immer wieder
gelobt wird. Wenn das für ihn okay ist, den Riemen über den Hals
legen
8. Den Riemen
erst schließen, wenn der Hund bei den vorangehenden Übungen nicht mehr
zurückweicht und unmittelbar anschließend in Bewegung kommen, vgl.
Schritt 6
9. Klappt drinnen
alles gut, kann man das Training auch schrittweise an andere Orte
bzw. nach draußen verlagern. Das ist wichtig, da Hunde, wie Ihr
schon wisst, situations- und ortsgebunden lernen.
Möglichkeit 2 (Locken)
Die zweitbeste
Möglichkeit funktioniert wie folgt. Nehmt euch für die
Einzelschritte genug Zeit und übt in sehr kurzen Einheiten, gerne
mehrfach täglich. Der jeweils nächste Schritt folgt, wenn der vorangehende ohne Unwohlsein gemeistert wird.
1. Leckerli in den
Maulkorb legen und interessant machen
2. Hund aus dem
Maulkorb fressen lassen, zuerst vorne und später den Maulkorb dabei
vom Hund weg bewegen, damit der die Schnauze selbsttätig reinstecken
muss
3. Leckerli durch
den Maulkorb geben, nachdem der Hund die Schnauze reingesteckt hat
5. Hund lässt die
Schnauze im Maulkorb: Dafür kann man verbales Lob einsetzen, oder
eine Intermediäre Brücke, falls man eine aufgebaut hat. Oder in
schwierigeren Fällen auch ein Kaustängelchen, das durch den
Maulkorb weitergeschoben werden kann.
6. Mit dem Maulkorb
bewegen, um den Hund von der merkwürdigen Situation zu etwas
Bekanntem, was er gut kann oder gerne macht oder was einfach nur
normal ist, führen: mit offenem!!! gehaltenen Maulkorb laufen, sitz
machen, Pfote geben
7. Den Hund am Hals
streicheln, während er die Schnauze im Maulkorb hat und immer wieder
gelobt wird. Wenn das für ihn okay ist, den Riemen über den Hals
legen
8. Den Riemen
erst schließen, wenn der Hund bei den vorangehenden Übungen nicht mehr
zurückweicht und unmittelbar anschließend in Bewegung kommen, vgl.
Schritt 6
9. Klappt drinnen
alles gut, kann man das Training auch schrittweise an andere Orte
bzw. nach draußen verlagern. Das ist wichtig, da Hunde, wie Ihr
schon wisst, situations- und ortsgebunden lernen.
Typische Fehler
vermeiden
Ungeduld: auf keinen
Fall mit dem Maulkorb dem Hund entgegen gehen, oder ihn damit
verfolgen, wenn er ausweicht. Der Hund entscheidet selbst den
Maulkorb zu tragen, weil es ein tolles Spiel ist.
Ungeeignete
Belohnung: Leckerlis sollten durch den Maulkorb fütterbar sein,
sollten nicht rausfallen, aus der Tube schlecken ist auch immer
beliebt.
So, viel Spaß beim
Üben des neuen Spiels und wenn etwas nicht klappen sollte, gebt
einfach in der nächsten Stunde Bescheid.
Eure Julia
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